Die Club-Kultur lebt wieder auf

Einst war Scuol im Unterengadin eine Hochburg in punkto Ausgehmöglichkeiten. Doch in den letzten Jahren kam das dortige Nachtleben regelrecht zum Stillstand. Eine Petition der Jungen zeigte Wirkung. Der Club «Cult.», heute unter dem Namen «Stüva» weitergeführt, sorgt für die Wiederbelebung der Scuoler Club-Kultur.

Man sieht ihn auf den ersten Blick nicht. Einzig das Schild mit der Aufschrift «Stüva - Nightclub Scuol» auf dem Vordach der Sportanlage «Trü» im bündnerischen Scuol verrät: irgendwo in diesen Räumlichkeiten zittern an den Wochenenden die Wände. Der Club wurde 2017 von Nicola Roner und Juliane Hieber gegründet. «Das Nachtleben in Scuol war regelrecht ausgestorben. Darum haben wir uns beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen», erzählt Juliane. 2016 kam sie rein zufällig von Deutschland nach Scuol und lernte den einheimischen Nicola kennen. Juliane arbeitete zu der Zeit in der Eventbranche, Nicola stand kurz vor Abschluss seiner Lehre als Forstwart. Nachdem 2016 mit dem «La Galleria» der letzte Club in Scuol seine Türen schloss, kam das Nachtleben im Unterengadin regelrecht zum Stillstand. «Für die Jungen gab es in Scuol und Umgebung schlicht keine Ausgehmöglichkeiten. Sie mussten entweder nach St. Moritz oder über die Landesgrenze nach Italien fahren», sagt Nicola.

Eine Petition für die Wiederbelebung des Scuoler Nachtlebens

Einst war Scuol eine Hochburg in punkto Ausgehmöglichkeiten. Mit der Gründung der ersten europäischen Snowboardschule Ende der 80er-Jahre spriessten die Clubs und Bars im idyllischen Bergdorf regelrecht aus dem Boden. Knapp 40 Jahre später sah die Situation anders aus. «In den letzten Jahren machten in Scuol immer mehr Ausgehlokale dicht. Deshalb organisierten sich die Jungen mit Fahrgemeinschaften, um in den Ausgang gehen zu können», sagt Juliane. Das sehr zum Misstrauen von deren Eltern. Infolgedessen lancierten die Jungen in Scuol Anfang 2017 eine Petition und forderte die Behörde dazu auf, etwas gegen die fehlende Ausgehkultur zu unternehmen. Die Gemeinde reagierte, stellte kurzerhand eine Räumlichkeit zur Verfügung und suchte nach einem Betreiber. «Das war für Juliane und mich der Moment, unseren eigenen Club zu eröffnen. Wir wollten, dass es in Scuol wieder einen Ort gibt, wo sich die Jungen treffen und Spass haben können», sagt Nicola. Mit wenig bis gar keinen finanziellen Mitteln starteten die beiden im Oktober 2017 mit dem Umbau. Nur zwei Monate später eröffneten sie den Club «Cult.»: «Bei der Eröffnungsparty wurden wir regelrecht überrannt, damit hatten wir wirklich nicht gerechnet», erinnert sich Juliane.

Nachfolge früh gesichert

Anfang 2022, nach fünf erfolgreichen und anstrengenden Jahren, war Schluss: «Für uns war es Zeit, den Club in andere Hände zu übergeben und uns neuen Projekten zu widmen», sagt Juliane. Seit dem Frühling 2022 wird der Club von Bettina und Dillon Rätz unter dem Namen «Stüva» weitergeführt. Dillon kam aus Zürich an die Abschlussparty der «La Galleria» im Jahr 2017. Da lernte er seine jetzige Partnerin Bettina kennen. Für die beiden war bereits 2019 klar, dass sie den Club eines Tages übernehmen möchten: «Wir waren oft Gäste im ‹Cult.› und hatten guten Kontakt zu Juliane und Nicola. So kamen wir ins Gespräch für eine mögliche Nachfolge», erzählt Dillon. Anfang Juli öffnete der neue Club nach einer kurzen Umbauphase seine Türe. «Wir sind sehr zufrieden mit dem Start», sagt Bettina und fügt hinzu, «ich denke wir sind gerüstet für die strengen Monate im Winter». Für Juliane und Nicola geht es nun mit anderen Herausforderungen weiter. Juliane widmet sich diversen Projekten in der Eventbranche und Nicola startet Mitte September ein Architektur-Studium in Basel. «Ich freue mich sehr auf das Studium, davor geht’s für mich aber noch auf die Jagd», schmunzelt Nicola.

Text und Bilder: Lukas Ziegler

Pubblicato a settembre 2022

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