Verschiedene Perspektiven einnehmen und die Zusammenhänge aufzeigen, das fasziniert Anna Mathis: «Jagd und Naturschutz, das passt sehr gut zusammen», sagt sie. «Ich sage manchmal: Im Herbst, da spielen die Jäger Luchs, Bär oder Wolf. Denn wären die Raubtiere hier, dann bräuchte es uns längst nicht mehr so stark. Aber solange sie nicht hier sind oder noch nicht in genügender Zahl, müssen wir Menschen diese Rolle übernehmen.»
«Ich sehe den Nationalpark als Bereicherung des gesamten Biotops im Engadin, nicht als etwas, das sich mit der bewohnten Region beisst. Im Park gelten einfach andere Regeln. Das gibt uns die Chance zu beobachten, was passiert, wenn wir Menschen nicht eingreifen. Gibt es gute, sinnvolle Prozesse, die auch ausserhalb des Parks anwendbar wären?» Dank dem Nationalpark merkte man zum Beispiel, dass sich der Wald von allein erneuern kann, auch wenn man das Totholz liegen lässt. Und dass so wichtige Nischen für Tiere und Pflanzen entstehen. «Nicht überall in der Schweiz kann man den Wald sich auf diese Weise selbst überlassen, zum Beispiel aus Sicherheitsgründen. Aber der Park zeigt uns, dass es wunderbar funktioniert ohne uns Menschen. Das finde ich eine grosse Bereicherung», sagt Anna Mathis.